

Tausende Menschen folgen Spuren der Überlebenden des Srebrenica-Massakers
Tausende Menschen haben am Dienstag in Bosnien einen mehrtägigen Marsch begonnen, um an das Massaker von Srebrenica vor 30 Jahren zu erinnern. Der hundert Kilometer lange "Friedensmarsch" verläuft von dem ostbosnischen Dorf Nezuk, wo 1995 die ersten Überlebenden nach ihrer Flucht vor dem Massaker eintrafen, nach Srebrenica. Dort hatten bosnisch-serbische Truppen vor 30 Jahren rund 8000 muslimische Männer und Jungen getötet.
Die Teilnehmer des Marsches sollen am Donnerstag das Srebrenica-Gedenkzentrum in Potocari erreichen, wo die meisten Opfer begraben sind. Am folgenden Tag steht eine Gedenkfeier an.
Am 11. Juli 1995 hatten die Truppen des bosnisch-serbischen Armeechefs Ratko Mladic Srebrenica mit seinen damals mehr als 40.000 Einwohnern gestürmt. Mehr als 8000 muslimische Männer und Jungen wurden getötet, ehe sie in Massengräbern verscharrt wurden.
Viele Männer und Jugendliche flüchteten damals in die umliegenden Wälder und machten sich auf einen tagelangen Marsch nach Nezuk. Ein "Überlebender des Todesmarsches" sagte der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag, dass er mit rund 6000 anderen Menschen seine damaligen Schritte zurückverfolge. "Für mich dauerte der Marsch sieben Tage und acht Nächte", sagte Amir Kulaglic. Damals war er Mitglied der überwiegend muslimischen bosnischen Armee. "Alle von uns, die an diesem Marsch teilnahmen, hatten nur einen Wunsch: zu überleben und wieder mit unseren Familien vereint zu sein."
Er habe wiederholt Hinterhalte, Bombardierungen und Chemiewaffenangriffe der bosnisch-serbischen Streitkräfte überlebt und zu einem der ersten gehört, die Nezuk erreichte, berichtete Kulaglic. Sein Vater und andere Verwandte hätten den Marsch nicht überlebt.
Im von 1992 bis 1995 dauernden Bosnienkrieg zwischen kroatischen, muslimischen und serbischen Bevölkerungsgruppen wurden fast 100.000 Menschen getötet. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat den damaligen bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic und seinen Armeechef Mladic unter anderem wegen des Massakers von Srebrenica zu lebenslanger Haft verurteilt.
A.Smith--VC