

Mehr russische Drohnenangriffe auf Ukraine denn je - Putin nennt "stabilen Frieden" als Ziel
Die russische Armee hat laut einer AFP-Analyse im Juli so viele Drohnenangriffe auf die Ukraine verübt wie nie zuvor seit Beginn ihres Überfalls auf das Nachbarland vor fast dreieinhalb Jahren. Zugleich brachte Russland im selben Monat gut 700 Quadratkilometer in der Ukraine unter seine Kontrolle, der größte Gebietsgewinn seit November, wie eine zweite am Freitag veröffentlichte AFP-Datenauswertung ergab. Kreml-Chef Wladimir Putin erklärte derweil, dass er einen "stabilen Frieden" in der Ukraine anstrebe.
Die russische Armee griff die Ukraine im vergangenen Monat mit 6297 Langstreckendrohnen an, wie die Analyse der Nachrichtenagentur AFP auf Basis von Angaben der ukrainischen Luftwaffe ergab. Dies bedeutet einen Anstieg der Drohnenangriffe um 16 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Die Angriffe nahmen im Juli den dritten Monat in Folge zu.
Zudem attackierte Russland laut der AFP-Auswertung die Ukraine im Juli mit insgesamt 198 Raketen, und zwar in jeder einzelnen Nacht des Monats. Nach UN-Angaben wurden im Juni so viele Zivilistinnen und Zivilisten durch russische Drohnen- und Raketenangriffe getötet wie nie zuvor innerhalb eines Monats seit Kriegsbeginn.
Nach AFP-Berechnungen auf Basis von Zahlen des in Washington ansässigen Instituts für Kriegsstudien (ISW) kontrollierte die russische Armee mit ihren weiteren Vorstößen Ende Juli 19 Prozent des ukrainischen Gebiets. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate eroberte Russland demnach fast 5900 Quadratkilometer, deutlich mehr als die knapp 1400 Quadratkilometer in den vorherigen zwölf Monaten.
Kreml-Chef Putin sagte indessen am Freitag, dass Russland einen "dauerhaften und stabilen Frieden" in der Ukraine anstrebe. Der Frieden brauche "solide Grundlagen, die sowohl Russland als auch die Ukraine zufriedenstellen und die Sicherheit beider Länder garantieren würden", sagte Putin während eines Treffens mit dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko auf der Klosterinsel Walaam im Nordwesten Russlands.
Zugleich betonte Putin jedoch, dass die russischen Bedingungen für eine Friedenslösung "natürlich unverändert" blieben. Moskau verlangt unter anderem, dass Kiew vier teilweise von der russischen Armee besetzte Regionen der Ukraine komplett an Russland abtritt - eine Forderung, welche Kiew als vollkommen inakzeptabel betrachtet.
Putin äußerte sich, nachdem US-Präsident Donald Trump seinen Ton gegenüber Moskau nochmals verschärft hatte. Russlands Vorgehen sei "widerwärtig", sagte Trump am Donnerstag (Ortszeit). "Wir werden Sanktionen verhängen. Ich weiß nicht, ob ihn Sanktionen stören", fügte Trump allerdings mit Blick auf Putin hinzu.
Trump hatte Moskau am Dienstag eine neue Frist von zehn Tagen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs gesetzt, wovon sich der Kreml jedoch unbeeindruckt zeigte. Der US-Präsident hat sich seit seinem Amtsantritt vergeblich um eine Beendigung des Ukraine-Kriegs bemüht.
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew trauerten Einwohner am Freitag um 31 Menschen, die bei russischen Luftangriffen in der Nacht zum Donnerstag getötet worden waren. Zu den Toten zählten auch fünf Kinder. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj war das jüngste Todesoper erst zwei Jahre alt. 159 weitere Menschen hätten bei den Angriffen auf Wohnhäuser Verletzungen erlitten.
Es war einer der schlimmsten Angriffe dieser Art auf die ukrainische Hauptstadt seit Beginn des russischen Angriffskrieges. "Dieser abscheuliche Angriff Russlands zeigt, dass zusätzlicher Druck und Sanktionen gegen Moskau notwendig sind", erklärte Selenskyj. Er wisse "es zu schätzen, dass Präsident Trump, die europäischen Partner und unsere weiteren Verbündeten deutlich sehen, was passiert und Russland verurteilen".
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas bezeichnete die jüngsten Angriffe auf Kiew als "abscheulich". Sie veröffentlichte ein Foto, das die EU-Flagge auf Halbmast zeigte.
Die Bundeswehr will der Ukraine für ihre Verteidigung zwei weitere Patriot-Luftabwehrsysteme liefern. Das Bundesverteidigungsministerium teilte mit, dass in den kommenden Tagen die Startgeräte für die Patriot-Systeme geliefert werden sollten. Weitere Teile der Luftabwehrsysteme solle die Ukraine in den kommenden zwei bis drei Monaten erhalten.
Die USA hätten zugesagt, der Bundeswehr die Systeme zu ersetzen, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der dies zur Bedingung gemacht hatte. Deutschland hat bereits drei Patriot-Systeme an die Ukraine geliefert. Sie dienen der Bekämpfung von größeren Zielen in der Luft wie Flugzeugen, Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern.
V.Green--VC